Europäische Tänze und Abstecher nach Mexiko

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Die Mandolinisten-Vereinigung Berlin lud zum Frühlingskonzert

Eine musikalische Reise durch Europa unternahm die Mandolinisten-Vereinigung Berlin unter der Leitung von Natalja Kittke mit ihrem Publikum am 2. April 2017 im Bürgersaal Zehlendorf. Auf dem Programm standen Tänze und Lieder aus vielen europäischen Staaten. Das Programm begann mit einer Tarantella Napoletana, die das Ensemble präzise intonierte. Es folgten drei Neapolitanische Lieder. Die Sopranistin Nadja Korovina sang „O Sole mio“ und „Santa Lucia“. Sie gestaltete sie mit ihrem klaren Timbre sehr überzeugend und brachte italienisches Flair in den Saal.

Durch das Programm führte sehr kundig und charmant Jelena Kittke. ihre Moderation bot interessante Einzelheiten zu Komponisten und Stücken. Sie kombinierte die einzelnen Werke zu einer Europareise, deren nächster Halt die bekannten Donauwellen zum Klingen brachte. Eine slawische Polka und ein ungarischer Csárdás schlossen sich an, beide von der Mandolinisten-Vereingung mit Verve musiziert. Im anschließenden spanischen Volkstanz brillierte Konzertmeister Horst Schwendtner mit einem glasklaren Solo, das Orchester folgte. Kastagnetten verliehen dem Stück eine nationaltypische Klangfarbe. Mit einem Abstecher nach Mexiko schloss der erste Teil: „La Cucaracha“ erklang mit zusätzlicher Ratsche und zauberte südländisches Flair.

Im zweiten Teil erklangen zunächst zwei finnische Tänze: eine Polka mit Unterstützung des Akkordeons sowie ein Letkis. Berührend spielte das Ensemble anschließend den russischen Walzer „Auf den Hügeln der Mandschurai“, der die getöteten russischen Soldaten im Krieg gegen Japan in den Jahren 1904/1905 beklagte. Für die „Schwarzen Augen“, eine Fantasie für Solo-Akkordeon und Zupforchester, griff die Dirigentin Natalja Kittke erneut zum Akkordeon und bewies ihre musikalische Mehrfachbegabung, mit der sie das Publikum begeisterte.

Natalja Kittke leitet das Ensemble mit aufmerksamer Klarheit. Sie strahlt Konzentration, aber auch Entspanntheit aus und führt das Ensemble dadurch zu überdurchschnittlichen Leistungen. Dass sie auch noch den größeren Teil der Stücke selbst arrangiert hatte, zeigt ihre außerordentliche Musikalität. Der Konzertnachmittag wurde zum „Gesamtkunstwerk“, weil Tänze, Lieder und Stile klug zusammengestellt waren. Die auch dieses Mal herausragende Solistin bereicherte das Konzert. Die wechselnden Besetzungen der einzelnen Werke waren für das Publikum attraktiv und führten zu einem kurzweiligen Programmablauf. Als Gastmusiker spielten verschiedene Schlaginstrumente sowie Akkordeon und setzten immer wieder gelungene charakteristische Akzente auf der musikalischen Reise.

Auch dieses Konzert gelang technisch und musikalisch auf bemerkenswertem Niveau: das Orchester überzeugte durch klare Dynamik, unterschiedliche Klangfarben für die jeweiligen Stücke und eine sehr aufmerksame Begleitung der Solisten.

Zum Ende des Programms wurde es volkstümlich: Zum Lied auf die „Birke“ traten vier junge Sängerinnen, darunter die Moderatorin, zur Mandolinisten-Vereinigung hinzu. „Kalinka“, die berühmten „Abendglocken“ und als Zugabe das populäre „Rosamunde“ beschlossen den sehr unterhaltsamen Konzertnachmittag. Unter den etwa 200 Gästen waren auch David Coleman, Komponist, Dirigent an der Berliner Staatsoper und Ehemann der Sopranistin Nadja Korovina, Galina Melamed, die russische Meisterin des realistischen Porträts und Joël Betton, der Landesverbandspräsident der Berliner Zupfer und Professor für Gitarre an der Universität der Künste Berlin.
Manche Zuhörer konnten sich am Schluss kaum auf den Sitzen halten, die Begeisterung war spürbar. Wer mehr davon hören möchte, darf sich den 12. November 2017 um 17 Uhr im Bürgersaal Zehlendorf vormerken.

Dr. Hartmut Spiesecke